headbild-zeitlofs-website

Die Geschichte des Marktes Zeitlofs

Wenn einer behauptet, der Markt Zeitlofs ist ca. 1000 Jahre alt, dann übertreibt er sicherlich nicht. Zwar gibt es ganz in der Nähe schon Funde aus der Steinzeit (Geroda) sowie eine bronzezeitliche keltische Burg (Mettermich bei Mitgenfeld), Nachweise über eine ständige Besiedlung aus dieser Zeit gibt es aber nicht.
Es könnten vielleicht schon in der Zeit der fränkischen Landnahme im 6. und 7. Jahrhundert  Siedlungskerne im Sinntal oder auf der Höhe bei Detter oder Weissenbach entstanden sein. Spätestens in der Zeit des sogenannten hochmittelalterlichen Landesausbaus in staufischer Zeit gab es auf Zeitlofser Boden erste Siedlungen.

Die Geschichte von Zeitlofs ist eng verbunden mit dem Haus der Freiherren von Thüngen, einem der ältesten und mächtigsten Rittergeschlechter Frankens. Die historische Grundlage der heutigen Großgemeinde Markt Zeitlofs bildet die sogenannte Thüngensche Zent (auch Cent). Zent kommt von dem lateinischen Wort Centum, das "einhundert" heißt. Eine Zentgrafschaft ist ein Bereich in dem ungefähr einhundert Bauernhöfe liegen oder ca. einhundert freie und wehrfähige Männer leben.
Die Entstehung von Zentgrafschaften beginnt zur Zeit Karls des Großen im 9. Jahrhundert. Die Zent darf nicht verwechselt werden mit dem "Zehnten", einer mittelalterlichen Naturalienabgabe eines Bauern an seinen Grundherren. Die Entstehung der Thüngenschen Zent verdankt das Haus Thüngen einem Erbfall

1167   Erste urkundliche Erwähnung von Zeitlofs als "Citolves".Auch Weissenbach wird erstmalig als "Wisenbach" erwähnt.

Ein Dorf mit eigener Kirche, die aber zur Pfarrei von Neuengronau gehörte. Wenn es aber 1167 schon eine Kirche gibt, dann ist das Dorf sicher einige Jahrzehnte älter.
Vielleicht geht der Name auf die Siedlung "Zitolf" zurück.

1317   Weissenbach heißt jetzt "Grossen Wysenbach". Dies ist das Geburtsjahr von Detter als "Grozzen Teterde", von Rupboden als "zu dem Roppoten" und Rossbach wird erstmalig als "Rossebach" erwähnt.

1345   Rossbach wird wieder als "Einöde" beschrieben. Es dürfte wohl lange Zeit nur aus einem Viehhof, wohl einem Pferdehof, bestanden haben. Steckelberger Erbe: Die Witwe des Herrmann von Steckelberg vermacht im Jahre 1345 ihren Besitz ihren drei Töchtern sowie ihrer Enkelin.

Die drei Töchter und die Enkelin waren mit mächtigen Rittern der Gegend verheiratet.
Jutta von Steckelburgs Ehemann war Lutz III. von Thüngen. Er war jetzt mit drei anderen Rittern Herr über das Gebiet rund um Zeitlofs und er macht Zeitlofs 1356 zum Sitz des Centgerichtes für die sogenannte "Innere Thüngensche Zent".

1356   Detter heißt jetzt "Tetirde".

Sicher ist Detter viel älter, worauf z. B. ein romanischer Kirchturm hinweist. Der Name könnte vielleicht auf die Siedlung eines Dieter oder Dietherr zurückzuführen sein. Es gibt auch Vermutungen, daß er von dem Frauenname Theodora kommt.

1361   Weissenbach gelangt von den Herren von Bibra an die Herren von Thüngen.

1375   Ein Gut in Rupboden wird nachgewiesen. Der Name könnte auf den Eigennamen "Roppo" oder "Rupert" zurückzuführen sein.

bis 1426/27   Zwei weitere Geschlechter scheiden aus dem Erbe aus und die Thüngen und die Hutten einigen sich auf eine Teilung des Erbes. Die Thüngen werden die alleinigen Herren von Zeitlofs, Rupboden, Detter, Weissenbach und Rossbach.

1439   Die Thüngensche Zent wird noch etwas vergrößert, als Karl v. Thüngen den Ort Eckarts vom Kloster Thulba erwirbt und seinem Gebiet einverleibt. Eckarts wird in der Kaufurkunde als "Eckrichs" bezeichnet. Die Entstehung der Thüngenschen Zent ist abgeschlossen.

1427 bis 1803   Die Herren von Thüngen bleiben unumschränkte Herren der Thüngenschen Zent.Sie besitzen das Land, erhalten den "Zehnten" von allen Einkünften, haben die hohe und die niedere Gerichtsbarkeit, sind also Richter über alle Straftaten, haben alle Jagdrechte und die schwere Aufgabe ihr "Land" durch die Wirren der Zeit zu steuern, es von Krieg zu verschonen und die Wirtschaft zu fördern, da sie schließlich von ihrem Land lebten.

1453   Zeitlofs wird zur eigenen Pfarrei erhoben. Unter Karl v. Thüngen wird Zeitlofs noch vor der Reformation zu einer eigenen Pfarrei erhoben, zu der die Orte Rupboden und Rossbach gehören. Weissenbach und Detter dürften weiterhin zur Pfarrei Oberleichtersbach gehört haben.

1553   In der Pfarrei Zeitlofs wird die evangelische Lehre eingeführt

1564   Die Reformation wird in allen Besitzungen der Herren von Thüngen abgeschlossen durch die Synode von Gräfendorf.

1453 bis 1969   Die Herren von Thüngen haben in allen Kirchen der heutigen Großgemeinde Zeitlofs das Patronatsrecht.

Dies bedeutet, sie haben das Recht den Pfarrer auszuwählen und zu ernennen.
Vermutlich schon seit dem Mittelalter gibt es in Zeitlofs eine jüdische Gemeinde, die bis 1937 bestand und eine eigene Synagoge in der Judengasse hatte.

1422 - 1803   Die Thüngensche Zent war ein "reichsfreies" Gebiet, d. h. ähnlich wie in den Reichsstädten Nürnberg und Rothenburg gab es zwischen den Herren von Thüngen und dem Kaiser keine andere Macht mehr. Allerdings könnten sich die Reichsstädter ihren eigenen Rat wählen und hatten mehr Freiheiten und mehr Reichtum als die Bauern.

1596   Daniel v. Thüngen erlässt eine Gerichtsordnung für das Dorf Detter. Diese galt bald für die ganze Zent und blieb bis 1803 in Kraft, nachdem sie 1747 nochmals erneuert worden war.

1615   Rossbach wird Sitz eines der Herren von Thüngen, als Phillip Heinrich von Thüngen dorthin zog und ein erstes Schloss gebaut hatte.

1618 - 1648   Der Dreißigjährige Krieg brachte auch für Zeitlofs und die Zent viel Not und Elend.

Es waren weniger die Kriegshandlungen selber, als vielmehr die Einquartierungen, zusätzliche Steuern, Plünderungen und Mord- und Schandtaten umherziehender Soldatenhaufen, die den Einwohnern zu schaffen machten. Hinzu kamen Missernten, Hunger und Krankheiten.

Aus der Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg gibt es in Zeitlofs nur noch zwei Gebäude, nämlich den Ratboden, d.h. der herrschaftlich-gemeindliche Zehnt- und Vorratsspeicher. Er stammt aus dem Jahre 1582.
Von 1607 stammt das Gasthaus Fränkischer Hof in der Ortsmitte von Zeitlofs.

Die Zahl der Bevölkerung soll rapide gefallen sein und nach dem Krieg soll es in Zeitlofs nur noch vier, in Rupboden und Detter je zwei und in Weissenbach nur noch eine Familie gegeben haben.
Scheinbar hat sich die Bevölkerungszahl aber wieder recht schnell erholt.

1636   Detter wird von den Schweden niedergebrannt.

18. Jahrhundert   Das Jahrhundert nach dem Dreißigjährigen Krieg wird zur großen Zeit der Herren von Thüngen.

Sichtbares Zeichen hierfür sind die vielen Schloss- und Kirchenbauten jener Zeit. In Zeitlofs läßt Philip Christoph Dietrich von Thüngen eine neue Kirche erbauen, die 1737 eingeweiht wird.
1782 erbaut Philip Volbert von Thüngen das Schloss in Zeitlofs im barocken Stil neu auf.
In Weissenbach erbaut Friedrich Wilhelm von Thüngen ein Barockschloss, das 1784 fertiggestellt wird.
Eine Kirche war schon ca. 1680 aus dem alten Zentspeicher entstanden.

1729   Die erste Kapelle in Rossbach wird erbaut.

1740   In Rossbach erbaut Adam Siegmund von Thüngen ein barockes Schloss.

1745   Weissenbach wird zu einer Pfarrei erhoben, zu der auch Detter gehört. 1746 wird ein neues Pfarrhaus gebaut.

1756   In Eckarts entsteht die protestantische Kirche.

Nach den etwas ruhigeren Zeiten des 18. Jahrhunderts kam Zeitlofs zu Beginn des 19. Jahrhunderts gehörig in den Strudel der Napoleonischen Wirren.Kaiser Napoleon hatte fast ganz Europa erobert und gestaltete es nach Lust und Laune um. So verlor das Königreich Bayern seine Gebiete in der Rheinpfalz und sollte sich anderswo entschädigen. Bayern holte sich die geistlichen Fürstentümer wie Bamberg oder Würzburg und schielte natürlich auch auf die Gebiete der reichsfreien Ritterschaft in Franken.
Die Thüngensche Zent war in großer Gefahr und wurde tatsächlich 1803 auch von bayerischen Truppen besetzt. Gleichzeitig schielten aber auch die hessischen Herzöge nach der Zent. Diese wechselt jetzt mehrfach den Besitzer.
Sie kommt zunächst zum Großherzogtum Frankfurt und fällt 1808 an das Großherzogtum Würzburg. Dieses wiederum wird 1814 bayerisch und somit auch Zeitlofs.

Obwohl die Thüngensche Zent jetzt bayerisches Landgebiet war behielten die Herren von Thüngen trotzdem die Gerichtsbarkeit in Form eines Patrimonialgerichts mit Sitz in Zeitlofs.Dieses Gericht hatte bis 1820 die hohe und bis 1849 noch die niedere Gerichtsbarkeit inne. Es war zuständig für über 500 Familien mit mehr als 2500 Personen. Erst dann wurde Zeitlofs dem Landgericht Brückenau zugeschlagen. Seit 1860 ist Zeitlofs dann Sitz des Rentamtes, d.h. der wirtschaftlichen Verwaltungsbehörde für das Zentgebiet.

Die Jahre um 1830 sahen eine starke Auswanderungsbewegung, vor allem nach den USA.So verließen allein zwischen 1831 und 1837 über einhundert Personen ihr Heimatdorf Weissenbach. Grund hierfür dürfte vor allem die wirtschaftliche Situation der Zentbewohner gewesen sein. Schon von alters her lebte die Bevölkerung von der Landwirtschaft, die aber aufgrund der schlechten Böden immer sehr karge Einträge brachte, und von der Forstwirtschaft. Arbeit boten für wenige auch die Mühlen, von denen es einige gab, wie die Glasmühle in Weissenbach, Schlossmühle und Schlagmühle in Zeitlofs, Gutsmühle in Rupboden, Scheuermühle in Detter, Papiermühle in Eckarts und einige ältere Mühlen, die es heute nicht mehr gibt. An Handwerksbetrieben gab es einige Schmieden, eine Ziegelei und eine Aschenbrennerei in Weissenbach, Köhlereien und seit 1826 eine herrschaftliche Brauerei in Weissenbach, die 1890 nach Rupboden verlegt wurde.

In der Bayerischen Zeit seit 1814 geht es in der Zent langsam aufwärts. So gab es seit 1843 in Zeitlofs eine Apotheke. Ärzte gab es schon früher. Ab 1860 gab es eine Poststelle. 1882 wird eine Darlehenskasse eingerichtet.
Schon 1880 war die erste Raiffeisenkasse des Altlandkreises in Weissenbach entstanden.

Nach dem Krieg von 1870/71 gegen Frankreich und der Reichsgründung entstehen viele Vereine, wie z.B. ein Männergesangsverein von 1882, ein Kriegerverein und die erste Feuerwehr der heutigen Großgemeinde in Zeitlofs im Jahre 1872.

1891   Bau der Eisenbahnlinie Jossa-Brückenau

1914 - 1918   Der erste Weltkrieg fordert wie überall seine Opfer und bringt den Leuten Not und Hunger. Kriegsgefangene sind z.B. in Weissenbach im Wirtshaus und in Zeitlofs im Keller des Ratsbodens untergebracht.

1920   Das erste elektrische Licht in Zeitlofs und Rupboden brennt

1937   Baubeginn der Reichsautobahn Fulda - Würzburg. Diese führt  von Rossbach über Weissenbacher Gebiet nach Rupboden.
Noch heute sind Erdwälle und Brückenbauten zu sehen. Die Autobahn wurde aber nie fertiggebaut, das Projekt fiel dem beginnenden Krieg zum Opfer.

1938   Durch den Bau des Truppenübungsplatzes Wildflecken werden viele Bewohner aus dem Gebiet des Übungsplatzes abgesiedelt und in Weissenbach und Rossbach wieder angesiedelt. Hierdurch und durch die Flüchtlinge und Vertriebenen, die sich nach dem 2. Weltkrieg im Bereich der Großgemeinde niederließen, erhielt die ursprünglich fast rein protestantische Bevölkerung einen größeren katholischen Anteil. Von den Siedlern wurde in Weissenbach eine katholische Kapelle gebaut.

1939 - 1945   Im Zweiten Weltkrieg bleibt Zeitlofs von größeren Kriegshandlungen verschont. Anfang April 1945 wird der Bereich der heutigen Großgemeinde von den Amerikanern besetzt. Der Krieg ist beendet.

1950/51   In Zeitlofs wird ein Blindenheim gebaut, das hauptsächlich von Blinden, die aus dem Sudetenland vertrieben worden waren (Blindenheim Aussig), bezogen wird. Von 1945 bis 1950 waren sie im Zeitlofser Schloß untergekommen.

1978   Die selbstständigen Gemeinden Markt Zeitlofs, Markt Detter, Weissenbach, Rossbach und Eckarts-Rupboden werden im Rahmen der Gebietsreform zusammengefasst. Die heutige Großgemeinde Zeitlofs entsteht.

zurück